Discussion:
Frage: Warum hieß das eigentlich ausgerechnet "Butterfahrt"?
(zu alt für eine Antwort)
Ulf Gutschmidt
2003-12-11 21:25:10 UTC
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Demnächst werde ich wohl noch mal nach Swinouscjie gelegntlich einer
"Butterfahrt" mitfahren, denn das ist ja auch am 30.4. vorbei.
Den einen Euro ist der Spaß allemal wert, und den Liter Aalborg Jubi
nimmt man für 8,99 lächelnd mit.
Bei diesem Thema kam uns oben gestellte Frage: War denn Butter ganz
früher mal mit hohen Steuern belegt, so daß sich deren Transit-Verkauf
lohnte? Wir können uns das hier schlecht vorstellen.

Mal sehen, ob jemand eine Erklärung hat.

Viele Grüße


UG
Klaus Müller
2003-12-11 21:48:20 UTC
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Post by Ulf Gutschmidt
Bei diesem Thema kam uns oben gestellte Frage: War denn Butter ganz
früher mal mit hohen Steuern belegt, so daß sich deren Transit-Verkauf
lohnte? Wir können uns das hier schlecht vorstellen.
"Ganz früher" wurde wirklich Butter bei den Butterfahrten gekauft.
Wieweit dies Steuerfragen waren kann ich nicht sagen. Die Butter kam
jedenfalls meist aus Bayern und war nachdem Umweg über die See billiger
als an Land.

Empfehlenswert sind auch die "landwirtschaftlichen Erzeugnisse" namens
Kirsberry und Solberry mit maximal 22 % Alk in der Flüssigmasse ...

In Dänemark heißen/hießen diese Fahrten übrigens Zuckerfahrten.

Gruß Klaus
--
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Andreas Mauerer
2003-12-13 20:06:54 UTC
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Post by Klaus Müller
"Ganz früher" wurde wirklich Butter bei den Butterfahrten gekauft.
Der Großteil der Helgoland-Tagestouristen machte das auch noch vor ein
paar (<10) Jahren, da gab es schon fertige 2,5 KG-Kartons, mit denen sie
dann ganz stolz ob ihres günstigen Einkaufs bei 30 Grad im Schatten über
Insel und Schiff liefen. Mit den Zigaretten, den Tobleronen und dem
Alkohol sahen einige Leute dann doch arg nach Packesel aus...

Ob das heute noch so ist, kann ich mangels weiterer Fahrt nach Helgoland
nicht sagen.

Gruß

Andreas
--
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Henning Weede
2003-12-16 19:46:06 UTC
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Post by Andreas Mauerer
Ob das heute noch so ist, kann ich mangels weiterer Fahrt nach Helgoland
nicht sagen.
Ja, duty-free Zigaretten, Alkohol usw. einkaufen kann man auf Helgoland
immer noch. 1 Stange Kippen pro Nase ist legal, aber kontrolliert
wird in Cuxhaven nur sporadisch.

Henning

Ulf Gutschmidt
2003-12-14 12:31:09 UTC
Permalink
Post by Klaus Müller
"Ganz früher" wurde wirklich Butter bei den Butterfahrten gekauft.
Wieweit dies Steuerfragen waren kann ich nicht sagen. Die Butter kam
jedenfalls meist aus Bayern und war nachdem Umweg über die See billiger
als an Land.
Der "Butterberg der EWG" fällt mir jetzt auch ein.
Im Prinzip waren also die Butterfahrten so etwas ähnliches wie jetzt
die EU-Import-Autos, wobei es bei letzteren ja nicht um Subventionen,
sondern nur um ein Preisgefälle geht. Die Butter-Export-Subventionen
waren also ein Grund für die Butterfahrten.
Post by Klaus Müller
Empfehlenswert sind auch die "landwirtschaftlichen Erzeugnisse" namens
Kirsberry
...und das der zweite Grund. Dieses Kirschzeugs scheint ein
Hauptprodukt auf diesen Schiffen zu sein, ich bekam sowas öfter
geschenkt, wie auch den 80%-Stroh-Rum. Übrigens sind die Fahrten für
Raucher momentan noch paradiesisch: Die Stange Markenzigaretten ist
zwischen 6,90 und 13,90 zu haben.

Ich danke allen Beteiligten für die Antworten, die Frage ist damit für
mich umfassend geklärt.
Zur Belohnung gibt es noch eine Geschichte.
Es war im Sommer des vorigen Jahres. Als Greifswalder sind wir in sehr
kurzer Zeit schon auf der Insel Usedom, was wirklich reizvoll ist.
Uns kam der Gedanke, mittags eine Butterfahrt nur in eine Richtung zu
machen, und den Rückweg von Swinemünde zu wandern. Beim Versuch,
Karten in Ahlbeck zu kaufen, trafen wir eine verzweifelte Angestellte
der "Adler-Reederei" (welche zu der Zeit das Monopol hatte, und mehr
oder weniger heute wieder hat).
Uns wurde erklärt, daß die polnische Seite momentan eine Art Boykott
gegen Adler versucht, um eine andere Reederei (Hansa) ins Geschäft zu
bringen.
Das Adler-Schiff, welches früh morgens losgefahren war, sei noch nicht
zurück, auch alle anderen Schiffe noch nicht. (Fahrtdauer hin und
zurück sonst max. 90 Minuten.)
Das machte uns aber gar nichts aus, mit der UBB ging es direkt zur
polnischen Grenze, dann in ca. 40 Minuten bummelnd Richtung
Stadthafen.
Normalerweise kamen die Adler-Schiffe mitten in der Stadt an, aber man
hatte die Anlegestelle plötzlich ein paar Kilometer weiter nördlich
verlegt - reine Schikane, wie sich später herausstellte.
Wir faßten dann den Plan, wenigstens die Rückfahrt mit dem Schiff zu
machen, nicht vordergründig wegen der Zollration, sondern um das
traumhaft schöne Wetter auf See zu genießen.
Es kam in dem Moment auch ein Adler-Schiff an, und wir gingen an Bord.
Dort herrschte eine außergewöhnlich desolate Stimmung, welche auch
durch die Batterien von leeren Schnapsflaschen auf den Tischen
charakterisiert wurde.
Wir erfuhren dann die Leidensgeschichte der Reisenden:
Diese waren frühmorgens an Bord gegangen, um schnell mal eine
Butterfahrt zu machen. Das Schiff wurde aber etliche Stunden auf Reede
festgesetzt (es war ja schon Nachmittag geworden), die Reisenden
wurden durch den Kapitän, der auch keine konkreten Informationen
hatte, Stunde um Stunde vertröstet.
Ganz schön blöd, stundenlang sinnlos auf dem Wasser rumzuschaukeln.
Zum Glück hatte der Bordladen auf, so das man sich mit Kirsberry und
Jägermeister die Zeit etwas versüßen konnte, aber trotzdem wurde den
Lauten die Zeit lang, man hat ja auch nichts zu lesen mit, wenn die
Gesamtfahrt eigentlich nur zweimal 45 Minutenn gehen soll.
Wir hatten als Langschläfer also mal richtig Glück gehabt, daß uns
diese Strapaze erspart bleib, denn ursprünglich hatten wir auch auf
diese Passage reflektiert.
Die Rückfahrt verlief dann reibungslos und war bei strahlendem
Sonnenschein ein schönes Erlebnis.

Viele Grüße

Ulf Gutschmidt

Rostock; Greifswald
Mathias Fuhrmann
2003-12-12 07:26:13 UTC
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Post by Ulf Gutschmidt
Bei diesem Thema kam uns oben gestellte Frage: War denn Butter ganz
früher mal mit hohen Steuern belegt, so daß sich deren Transit-Verkauf
lohnte? Wir können uns das hier schlecht vorstellen.
Hallo Ulf,

m.W. war sie billiger, weil Butter-Exporte subventioniert wurden.
Wir würden auch jetzt unsere Butter nicht so billig kaufen können,
wenn man die echten Gestehungskosten bezahlen müßte. Durch höhere
Steuern 'erkaufen' wir die niedrigen Butterpreise und sorgen dafür,
daß die ganze Welt unsere Butter billiger erhält, auch unter deren
Post by Ulf Gutschmidt
Die europäische Gemeinschaft verkauft heute mehr und mehr ihre
landwirtschaftlichen Produkte zu einem Bruchteil der inländischen
Erzeugerkosten auf dem Weltmarkt. Der Butterexport wurde in zehn
Jahren verdreifacht und an Käse, Wein und Fleisch wird die doppelte
Menge über die Grenzen der EG geschafft und dann zu einem Drittel
oder gar Viertel des Inlandspreises verkauft.
Gruß, Mathias
Hans-Ulrich Steingrobe
2003-12-12 08:22:21 UTC
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Hallo Ulf,
Post by Ulf Gutschmidt
Demnächst werde ich wohl noch mal nach Swinouscjie gelegntlich einer
"Butterfahrt" mitfahren, denn das ist ja auch am 30.4. vorbei.
Den einen Euro ist der Spaß allemal wert, und den Liter Aalborg Jubi
nimmt man für 8,99 lächelnd mit.
Bei diesem Thema kam uns oben gestellte Frage: War denn Butter ganz
früher mal mit hohen Steuern belegt, so daß sich deren Transit-Verkauf
lohnte? Wir können uns das hier schlecht vorstellen.
als gebuertiger Braunschweiger habe ich in den 70ern alle paar Monate
eine Butterfahrt gemacht: Mit dem Bus nach Kiel-Strande oder
Travemuende, dann aufs Schiff und nach Daenemark.
Den groessten Preisvorteil gegenueber dem heimischen Einkauf gab es bei
Butter, Zigaretten und Alkohol (daenischer Kirschwein, lecker..). Damals
gab es noch kein Schengen-Abkommen, da war Zollfreiheit noch ein Thema.
Aus dieser Zeit hat sich der Name Butterfahrt bis heute gehalten.

HTH
Ulli
--
Hans-Ulrich Steingrobe Die menschliche Schwäche,
Fahrzeuge mit gefährlichen Geschwindigkeiten
zu benutzen, werde ich nie verstehen.
(Data zu Picard, Star Trek Nemesis)
Ulf Kutzner
2003-12-15 10:04:41 UTC
Permalink
Post by Hans-Ulrich Steingrobe
Travemuende, dann aufs Schiff und nach Daenemark.
Den groessten Preisvorteil gegenueber dem heimischen Einkauf gab es bei
Butter, Zigaretten und Alkohol (daenischer Kirschwein, lecker..). Damals
gab es noch kein Schengen-Abkommen, da war Zollfreiheit noch ein Thema.
Aus dieser Zeit hat sich der Name Butterfahrt bis heute gehalten.
Auch wenn Zoll und Schengen nichts miteinander zu tun haben.

Gruß, ULF
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