Post by Klaus Müller"Ganz früher" wurde wirklich Butter bei den Butterfahrten gekauft.
Wieweit dies Steuerfragen waren kann ich nicht sagen. Die Butter kam
jedenfalls meist aus Bayern und war nachdem Umweg über die See billiger
als an Land.
Der "Butterberg der EWG" fällt mir jetzt auch ein.
Im Prinzip waren also die Butterfahrten so etwas ähnliches wie jetzt
die EU-Import-Autos, wobei es bei letzteren ja nicht um Subventionen,
sondern nur um ein Preisgefälle geht. Die Butter-Export-Subventionen
waren also ein Grund für die Butterfahrten.
Post by Klaus MüllerEmpfehlenswert sind auch die "landwirtschaftlichen Erzeugnisse" namens
Kirsberry
...und das der zweite Grund. Dieses Kirschzeugs scheint ein
Hauptprodukt auf diesen Schiffen zu sein, ich bekam sowas öfter
geschenkt, wie auch den 80%-Stroh-Rum. Übrigens sind die Fahrten für
Raucher momentan noch paradiesisch: Die Stange Markenzigaretten ist
zwischen 6,90 und 13,90 zu haben.
Ich danke allen Beteiligten für die Antworten, die Frage ist damit für
mich umfassend geklärt.
Zur Belohnung gibt es noch eine Geschichte.
Es war im Sommer des vorigen Jahres. Als Greifswalder sind wir in sehr
kurzer Zeit schon auf der Insel Usedom, was wirklich reizvoll ist.
Uns kam der Gedanke, mittags eine Butterfahrt nur in eine Richtung zu
machen, und den Rückweg von Swinemünde zu wandern. Beim Versuch,
Karten in Ahlbeck zu kaufen, trafen wir eine verzweifelte Angestellte
der "Adler-Reederei" (welche zu der Zeit das Monopol hatte, und mehr
oder weniger heute wieder hat).
Uns wurde erklärt, daß die polnische Seite momentan eine Art Boykott
gegen Adler versucht, um eine andere Reederei (Hansa) ins Geschäft zu
bringen.
Das Adler-Schiff, welches früh morgens losgefahren war, sei noch nicht
zurück, auch alle anderen Schiffe noch nicht. (Fahrtdauer hin und
zurück sonst max. 90 Minuten.)
Das machte uns aber gar nichts aus, mit der UBB ging es direkt zur
polnischen Grenze, dann in ca. 40 Minuten bummelnd Richtung
Stadthafen.
Normalerweise kamen die Adler-Schiffe mitten in der Stadt an, aber man
hatte die Anlegestelle plötzlich ein paar Kilometer weiter nördlich
verlegt - reine Schikane, wie sich später herausstellte.
Wir faßten dann den Plan, wenigstens die Rückfahrt mit dem Schiff zu
machen, nicht vordergründig wegen der Zollration, sondern um das
traumhaft schöne Wetter auf See zu genießen.
Es kam in dem Moment auch ein Adler-Schiff an, und wir gingen an Bord.
Dort herrschte eine außergewöhnlich desolate Stimmung, welche auch
durch die Batterien von leeren Schnapsflaschen auf den Tischen
charakterisiert wurde.
Wir erfuhren dann die Leidensgeschichte der Reisenden:
Diese waren frühmorgens an Bord gegangen, um schnell mal eine
Butterfahrt zu machen. Das Schiff wurde aber etliche Stunden auf Reede
festgesetzt (es war ja schon Nachmittag geworden), die Reisenden
wurden durch den Kapitän, der auch keine konkreten Informationen
hatte, Stunde um Stunde vertröstet.
Ganz schön blöd, stundenlang sinnlos auf dem Wasser rumzuschaukeln.
Zum Glück hatte der Bordladen auf, so das man sich mit Kirsberry und
Jägermeister die Zeit etwas versüßen konnte, aber trotzdem wurde den
Lauten die Zeit lang, man hat ja auch nichts zu lesen mit, wenn die
Gesamtfahrt eigentlich nur zweimal 45 Minutenn gehen soll.
Wir hatten als Langschläfer also mal richtig Glück gehabt, daß uns
diese Strapaze erspart bleib, denn ursprünglich hatten wir auch auf
diese Passage reflektiert.
Die Rückfahrt verlief dann reibungslos und war bei strahlendem
Sonnenschein ein schönes Erlebnis.
Viele Grüße
Ulf Gutschmidt
Rostock; Greifswald